Zeit zum Erzählen
Die Weihnachtszeit ist traditionell eine Zeit der Geschichten. Zahlen, Daten und Fakten, mühsam bis zum Jahresende zusammengetragen, verwaltet, berechnet und analysiert, verlieren ihre unerbittliche Bedeutung, je mehr sich das Jahresende nähert. Mit den Lichtern in den Stuben entfalten sich auch Räume, in denen der Blick auf das Platz hat, was sich hinter der Alltagsroutine verbirgt. Grund genug also auch für uns, auf die Geschichte hinter unserer Profession zu schauen und mit euch in der Vergangenheit zu schwelgen. Und in der Gegenwart. Und natürlich auch in der Zukunft, sonst wär‘ es keine Weihnachtsgeschichte, oder?
Die älteste Nutzung der Sonne: Trockenfrüchte, Fleisch und Häute
Die Sonne ist schon in den Gedankenwelten der frühesten Menschen ein absolutes – Achtung – Highlight. Nein, hier ist keine Entschuldigung für einen Flachwitz fällig, nur etwas mehr Ausführung: die ersten Dinge, die sich in den gemeinsamen Vorstellungen der frühen Kulturen festsetzen, sind einerseits Bedürfnisse, die alle Menschen schon immer betroffen haben, etwa Hunger, Schutz und Schlaf. Andererseits sind es Wahrnehmungen der Umwelt, die durch ihre Offensichtlichkeit auch wieder alle betreffen: das Wetter, Dunkelheit, Berge und Gewässer zum Beispiel. Dass die Sonne hier einen besonderen Platz genießen musste, liegt also nicht zuletzt daran, dass ihre Erscheinung eines der deutlichsten Naturphänomene überhaupt ist – als Zentrum unseres Planetensystems ist sie einfach am besten sichtbar. Es ist nicht verwunderlich, dass sie schon sehr früh, vor 26’000 Jahren, bildlich dargestellt wird und auch Eingang in die verschiedenen Götterglauben findet. Um diese Geschichten soll es aber heute nicht gehen, sondern darum, wie Menschen sich schon in grauer Vorzeit der Kraft der Sonne bedient haben.
Die am weitesten zurückdatierbare Sonnennutzung, die archäologisch nachweisbar ist, ist die Trocknung unterschiedlicher Materialien. Wer hier an Rosinen denkt oder an allerlei andere Trockenfrüchte, die sich in der jetzigen Jahreszeit großer Beliebtheit erfreuen, liegt völlig richtig. Doch auch Fleisch und Fisch wurden durch den Entzug wässriger Bestandteile haltbar gemacht. Vor 100’000 Jahren, also lange vor der Entwicklung des Leders (vor ca. 5500 Jahren), spannte und trocknete man außerdem auch schon tierische Häute, um sie haltbar zu machen.
Die Himmelsscheibe von Nebra: Ein 4000 Jahre altes Zeugnis der Sonnennutzung
Welche Bedeutung das Licht der Sonne auch für die Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung hatte, beweist die Himmelsscheibe von Nebra. Der Burgenlandkreis ist also nicht erst seit Bestehen des Energiezentrums ein Mittelpunkt der Sonnennutzung, sondern mindestens seit 4000 Jahren, so alt ist die Bronzeplatte.
Von antiker Architektur zur römischen Innovation: Die ersten Gewächshäuser und der Treibhauseffekt
Die erste Nutzung von Sonnenenergie im Sinne der Erwärmung des Wohnbereichs fällt in die Antike. So wurde etwa die Neustadt von Olynth, angelegt zwischen 440 und 430 v.Chr., so konzipiert, dass sie optimal auf die Sonneneinstrahlung ausgerichtet wurde. Um die Sonnenwärme in den Gebäuden nutzen zu können, blieben Wohnräume nach Norden geschlossen und nach Süden geöffnet. Die Römer gingen später sogar noch einen Schritt weiter und entwickelten die ersten Gewächshäuser. Sie verwendeten dünne Scheiben aus Glimmer (eine Art natürlichen Glases), um Pflanzen vor dem Außenklima zu schützen, die Sonneneinstrahlung aber hereinzulassen und führten somit den wortwörtlichen Treibhauseffekt herbei.
Dass in dieser Zeit sogar schon militärisch mit der Sonne ins Feld gezogen wurde, ist eine Legende. Die Brennspiegel des Archimedes, mit denen feindliche Schiffe angezündet worden sein sollen, hat es nie gegeben, erst im Mittelalter beginnt das große optische Zeitalter, in dem vielseitig mit Spiegeln und Linsen experimentiert wird, um das Licht – und die Wärme – zu steuern.
Der erste Solarkollektor: Horace-Bénédict de Saussures „Hitzekiste“ von 1767
Von hier dauerte es noch bis 1767, bis der erste wirkliche Solarkollektor entwickelt wurde. Horace-Bénédict de Saussure, ein französischer Naturforscher, verwendete drei übereinanderliegende Glasscheiben auf einem Holzkasten mit schwarzem Boden, um die Luft in ihr durch die einfallende Sonne zu erwärmen und nicht entweichen zu lassen – et voilà: die erste Solarzelle. Allerdings handelte es sich bei dieser von Saussure „Hitzekiste“ genannten Erfindung um einen Gegenstand der sogenannten Solarthermie, also um die Umwandlung von Sonnenlicht in Wärmeenergie. Die tatsächliche Photovoltaik ließ noch etwas auf sich warten, aber schon die nächste Epoche brachte so viele Veränderungen und Entwicklungen mit sich, dass man von wirklich elektrischen Zeiten sprechen kann. Um sie geht es im zweiten Teil unserer Weihnachtsgeschichte!